Arbeitslos, beziehungslos, nutzlos...
Essay von Hans E. Ulrich
Lichtblick
Es hängt einfach (?) davon ab, wieweit
wir unsere Unabhängigkeit und Freiheit bewahren und die
Möglichkeiten nutzen, die uns geboten werden. Uralt, wenn
nicht sogar unsterblich zu sein, dazu fit wie ein Turnschuh, vielleicht
nicht gerade reich, aber mit viel Phantasie ausgestattet, um das Leben
auszufüllen, ist doch eine Perspektive, über die sich
nachzudenken lohnen könnte.
Fangen wir doch mit der Beschäftigung an.
Wer keine Arbeit hat, macht sich welche. Dieser uralte Spruch kann
leicht verwirklicht werden, beispielsweise in der ehrenamtlichen
Arbeit, in der Hilfe für andere. Dass dort ein breites Feld
wartet, beackert zu werden, ist eigentlich schon immer offensichtlich.
Aber wir müssen nicht unbedingt weit in die Zukunft blicken,
um vorsorglich tätig zu werden. Wie schon mehrfach
erwähnt, wird es an der Qualifikation des Einzelnen
hängen, wie lange er seinen Arbeitsplatz behalten wird und
damit den Zugang zu höherem Einkommen, Rente und dem
Gefühl, gebraucht zu werden. Also lernen und sich an die
Entwicklung anpassen, wann immer es möglich und nötig
ist. Viele Berufe insbesondere im Bereich der genannten Bio- und
Nanotechnologien oder der Robotronik, aber auch in der Spiele- und
Eventsoftwareentwicklung werden noch lange Zeit Möglichkeiten
der Beschäftigung bieten. Und wer sich nicht zu Technischem
berufen fühlt, der kann sich auf dem Sektor der
Gesundheitsvorsorge, des Tourismus, der Freizeit- und Altenbetreuung
bis hin zur psychologischen Beratung, Coaching und Therapie,
alternativer Medizin, Seelsorge und Sinnfindung ebenfalls Arbeit
verschaffen, die von zukünftigen Computern noch einige Zeit
nicht adäquat geleistet werden kann.
Gemeinschaft zu erleben ist sicherlich auch ein
Ziel, dass jeder selbst sehr stark beeinflussen kann. Wer mal wieder
den bequemen Weg wählt, nur seine eigenen Interessen in den
Vordergrund stellt, Verantwortung und Verpflichtung möglichst
reduzieren möchte, wird sich automatisch auf der Schiene
zunehmender Vereinsamung in oberflächlicher digitaler
Gesellschaft wiederfinden. Um das zu verhindern oder wenigstens
abzubremsen, muss der Einzelne schon den Schritt nach vorn machen, auf
andere zugehen, auch, wenn eventuell ein Frusterlebnis die Folge ist
oder die Schwächen eines Partners die Nerven strapazieren.
Für jede Gemeinschaft gilt, dass gemeinsame Ziele vorhanden
sind. Wenn diese abhanden kommen, müssen neue Ziele definiert
werden. Ein Paar, dass keine Kinder (mehr) hat, kann in der gemeinsamen
(ehrenamtlichen) Arbeit ein Ziel finden, in der gemeinsamen
Freizeitgestaltung, auch einer technologischen, in kulturellen oder
touristischen Genüssen. Auch größere
Gruppen wie Volksgruppen oder gar Nationen befinden sich durch
Globalisierungstendenzen in der Auflösung. Multi-Kulti
heißt der Trend und damit verliert das Brauchtum, die
Identität, das Heimatgefühl seine Bedeutung. Ich
weiß nicht, ob es wirklich wichtig ist, sich wie ein
Deutscher zu fühlen. Aber ich glaube auch, dass es keinen Sinn
macht, an den Dingen von gestern zu lange zu kleben. Wir
müssen, wenn auch achselzuckend akzeptieren, dass die
Gesellschaft sich wandelt. Ich hoffe, dass es viele sind, die sich
damit Zufriedenheit und Glück bewahren oder gar bekommen
können.
Zum Schluss noch ein Hinweis darauf, dass jeder,
vor allem die über 50-jährigen, im besonderen
Maße auf seine Gesundheit achten sollte. Denn noch schwebt
das Damoklesschwert des Todes über unserem Haupt und kann
jederzeit, nicht nur durch schwere Krankheit, auf uns niedergehen. Den
Unfalltod können wir manchmal nicht verhindern. Aber um aktive
Gesundheitsvorsorge (Ernährung, Sport, Entspannung,
Spaß am Leben) sich zu bemühen, kann jeder, wenn er
will. Wer in den Genuss immer längeren Lebens kommen will, was
wie ein Widerspruch klingt, wenn man den größten
Teil dieses Aufsatzes dagegen hält, muss noch einige
Jahrzehnte durchhalten, bis die Medizin die Mittel und Methoden zur
Verfügung hat, um Krankheiten generell erfolgreich zu
bekämpfen. In den USA ist seit 2003 eine Trendwende in der
Krebsstatistik zu beobachten. (Bild der Wissenschaft, 10/2007). Trotz
zunehmender Überalterung sinkt die absolute Zahl an
Krebstodesfällen. Ein wesentlicher Grund sind
Früherkennung und Verhaltensveränderung. Der Anteil
der Raucher nahm in Kalifornien z.B. von rund 31% im Jahre 1978 auf 18%
im Jahre 1998 ab, entsprechend reduzierte sich die Neuerkrankungsrate
für Lungenkrebs um 19,5 Prozent und für Blasenkrebs
um 12,4%.
Ob wir unter den gegebenen Umständen
wirklich glücklich damit werden, wenn wir dann als fitte Alte
nach dem Sinn des Lebens fragen, sei dahingestellt. Die meisten haben
vermutlich diese Frage bislang auch noch nicht klären
können. Vielleicht sollten wir uns diese Frage auch nicht
stellen, sondern einfach leben und schauen, was daraus wird.
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