Arbeitslos, beziehungslos, nutzlos...
Essay von Hans E. Ulrich
Spielen? Computer sind besser!
Selbst
beim Spiel wird der Raum immer enger, auf dem sich der homo ludens
gegenüber den Maschinen noch behaupten kann. Beim Schach
gewinnt im Zweifel der Computer, bei der Dame gibt es zumindest ein
Unentschieden, nur beim asiatischen Go hat der Mensch noch auf
absehbare Zeit die Nase vorn. Auch hier gilt, warum soll ich mich noch
mit einem anderen zum Spiel verabreden, wenn ich den sogar besseren
Gegner per Knopfdruck bekomme. Dass Roboter auf dem
Fußballfeld den besseren Pass spielen, wird wohl noch lange
dauern. Eher kommt es wohl so weit, dass beispielsweise Schauspieler
durch täuschend echte Computeranimationen ersetzt werden.
Noch sind es Spielfilme wie Shrek III, die in
erster Linie für Kinder entwickelt wurden. Aber die
Fähigkeit, Gesichter, Haare, Mimik, Gestik menschlich
ausschauen zu lassen, nimmt zu. Bald wird jeder sein eigenes Double
haben und es in virtuellen Welten wie Second Life auftreten lassen. Wer
sich dort einmal umgeschaut hat, kann ahnen, dass es nicht mehr lange
dauert, dass Menschen in ähnlichen Welten ein zweites Zuhause
finden. Bei manchen, die sich dort schon eine Insel gekauft oder ein
schickes Eigenheim gebaut haben (mit Einbauküche und
Flügel im Wohnzimmer) ist es wohl schon so weit. Man trifft
sich zum Small talk in der Lounge eines Unternehmens und fliegt abends
zum Konzert des weltberühmten Pianisten Lang Lang. Der eigene
Körper bleibt dabei untätig, nur die grauen Zellen
sind noch aktiv (die Hand oder das Mundwerk zeitweise auch).
Manche wie Ray Kurzweil träumen auch
schon davon, dass derartige elektronische Wesen mit einem Gehirn
ausgestattet werden, entweder als Kopie des realen Menschen oder mit
einem künstlichen Verstand. Dann haben wir wirklich kleine
Homunkuli geschaffen und wir sind endgültig nicht mehr gefragt.
SF-Splitter
Der Sand des Gehwegs knirschte unter
meinen Schuhe, die ich von irgendwo hervorgezaubert hatte, als ich den
Entschluss fasste, noch einmal in die reale Welt zu gehen, um zu
schauen, ob sie mir noch etwas bedeuten könnte. Die
Straße war kaum noch zu erkennen. Nicht nur die langen Reihen
schrottreifer, total verschmutzter Autos am Straßenrand
behinderten die Sicht. Auch wuchsen Büsche und gar
Bäume aus dem Asphalt. Die Häuser waren ebenfalls
kaum noch zu entdecken. So sehr hatte sich der Dschungel von Pflanzen
und maroden Mauern und Gesteinen schon entfaltet. Aber die Sonne, an
die ich mich noch gut erinnern konnte, schien von einem makellosen
Himmel und wärmte mein bleiches Gesicht. Ja, war das ein
anderes Gefühl, als der Sonnenschein in der virtuellen Welt?
Eigentlich schon, denn dort hatte die Sonne nur eine Statistenrolle.
Dass ich sie bewusst gefühlt hätte, war mir nicht
haften geblieben.
Dann entdeckte ich tatsächlich
ein Lebewesen, das über meinen Weg lief. Ich glaube, es war
ein Eichhörnchen. Eine freudige Erregung stieg in mir auf,
nämlich das Gefühl nicht allein zu sein. Wo waren
eigentlich die anderen Menschen, denen ich zu Hunderten virtuell
begegnete, wenn ich das wollte? In der Ferne hörte ich ein
quietschendes Geräusch, so als ob Reifen eines Autos
plötzlich abgebremst würden. Konnte das sein? Bei
näherem Hingehen sah ich tatsächlich zwei Menschen
aufgeregt miteinander sprechen, so, als ob sie sich stritten. Erstaunt
beendeten sie ihren Disput, als sie mich sahen und schauten mich
neugierig an. Wo kommst Du denn her? Ich kenne dich nicht, sagte der
eine, ein etwas zotteliger, pausbäckiger junger Mann und
ließ dabei seine gelben, ungepflegten Zähne sehen.
Ich wohne hier in der Nähe, erwiderte ich, und gehe gerade
etwas spazieren. Spazieren? Echoten die beiden. Heutzutage spaziert
niemand mehr, ließ die blonde Begleiterin verlauten. Nur noch
Mitglieder unseres Humanakreises gehen ab und zu einmal
draußen spazieren oder fahren Auto so wie wir. Aber wir
werden immer weniger und Autos können nur noch gefahren
werden, wenn jemand Sprit findet und die Kiste noch funktioniert. Was
treibt Dich denn dazu, hier draußen
herumzuschleichen?.........
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