Arbeitslos, beziehungslos, nutzlos...
Essay von Hans E. Ulrich
Arbeitslosigkeit
Obwohl bei jedem Aufschwung die Zahl der
Arbeitslosen in Deutschland wieder abnahm, blieb jedesmal eine
größere Anzahl an Dauerarbeitslosen übrig.
Menschen, die sich nicht mehr vermitteln lassen, weil sie entweder
nicht qualifiziert genug oder zu alt sind. Wenn wir uns die Art der
Beschäftigung näher anschauen, so sehen wir deutlich,
dass vor allem die einfacheren, weniger qualifizierten Jobs in
Landwirtschaft und Industrie in den letzten Jahrhunderten verloren
gingen.
Die Arbeitsmöglichkeiten in
Landwirtschaft und Industrie nähern sich dem Nullangebot.
Insbesondere in der Landwirtschaft arbeiten jetzt schon in Deutschland
nur noch 2,2 % (2006) nach 25% noch 1950 (Quelle: Bundesamt
für Statistik)!
Durch die künstliche Herstellung von
Aromen und Süßstoffen im Labor werden z.B. auf
Madagaskar Hunderttausende und in der Dritten Welt insgesamt Millionen
Bauern ihrer Lebensgrundlage beraubt. Und in der Industrieproduktion
verloren weltweit zwischen 1995 und 2001 31 Millionen ihren
Arbeitsplatz, obwohl die Produktivität um 30% zunahm. (Rifkin,
Das Ende der Arbeit, S. 20). Verloren gehen auch die Vollzeitjobs
zugunsten von Leiharbeit und Teilzeitarbeit. Waren 1968 noch 75 aller
Erwerbstätigen Inhaber einer Vollzeitarbeitsstelle, so waren
es 2006 nur noch knapp die Hälfte. (Ogger, Die Abgestellten,
S.14)
Natürlich haben wir zu unserem
Glück andere Arbeit gefunden. Dienstleistung zum Beispiel.
Verwaltung, Management, Service, Beratung, Betreuung, usw. Aber auch
dort wachsen die Jobangebote nicht in den Himmel, wenn wir die o.a.
Grafik betrachten. Verwaltungsprogramme vernichten Heerscharen von
Arbeitsplätzen in Banken, Versicherungen und
Firmenbüros. Spracherkennungssoftware macht
Auskunftsplätze in Telefongesellschaften und Callcentren
überflüssig. So konnte die amerikanische
Telefongesellschaft Sprint in einem einzigen Jahr (20002) 11.000
Personen entlassen, obwohl der Umsatz um 4,3% anstieg.
„Nie wieder werden wir Tausende von
Mitarbeitern aus den Toren von Fabriken und Dienstleistungszentren
strömen sehen. Die Unternehmen werden weithin automatisiert
und ohne Personal auskommen. Nur eine Elite von hochqualifizierten
Managern und Spezialisten werden auf längere Sicht ihren Job
behalten“ (Rifkin, S. 25). Selbst qualifizierten
Kräften geht es nicht besser. Neue Diagnosesysteme erleichtern
die Arbeit von Ärzten, Krankenschwestern und Laboranten.
CAD-Programme machen Konstrukteure und Ingenieure teilweise
überflüssig. Und computeranimierte Filme bedrohen die
Existenz einer ganzen Industrie.
Auf einer internationalen Konferenz in Indien
wurde bereits 1995 das Zeitalter der Globalisierung und den damit
verbundenen Einfluß auf die Zahl der Arbeitsplätze
mit der Formel 20:80 beschrieben. D.h. 20% der arbeitenden
Weltbevölkerung (manche meinen sogar nur 5%) würden
im 21.Jahrhundert ausreichen, um die Bedürfnisse der Menschen
zu befriedigen. Der große Rest würde mit
„Tittytainment“ zufriedengestellt. D.h. ausreichend
ernährt an staatlicher Brust ("Tittys") und mit
betäubender Unterhaltung ("Entertainment") bei Laune gehalten
werden. (STERN.de 1995). Hieß es nicht schon bei den
Römern „Brot und Spiele“ für das
Volk und auch die sind untergegangen?
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