Arbeitslos, beziehungslos, nutzlos...

Essay von Hans E. Ulrich


Glaube, Werte, Religion?

Kerzen in einer KircheMit der Religion verhält es sich ähnlich wie mit dem Menschen insgesamt. Es scheint so, als ob kaum jemand sie noch brauchen würde. Früher als selbst ein simples Gewitter den Steinzeitmenschen als göttlicher Theaterdonner vorkam, die Angst vor dem Tod, vor Geistern und anderen Schwerenötern in teuflischer Gestalt die Menschen in die Kirchen trieb, hatte der Glaube Hochkonjunktur. Immer wenn es den Menschen schlecht ging, so zum Beispiel während und nach einem Krieg waren die Kirchen voll von Gläubigen. Heute sind die meisten Kirchen leer, lediglich zu Weihnachten gehen die Leute dorthin, weil es so schön ist. Natürlich ist das nicht überall und jederzeit so, Kirchentage die als gemeinschaftlicher Event (Wir sind Papst) auch von der Jugend erlebt und genossen werden bilden eine scheinbare Ausnahme.

Selbst wenn die Zeit noch kommen würde, dass die Menschen eben weil sie Zeit haben werden und das mehr als genug, die Religion als Lebenssinn wiederentdecken würden, fragen sich viele, was sie ihnen noch bieten kann? Ein Leben nach dem Tod, abgesehen, dass dieser seinen Schrecken immer mehr verlieren wird, wird angesichts des kommenden nutzlosen Müßigganges nicht unbedingt attraktiv erscheinen. Und die großen Probleme, die die Gläubigen stets bedrängten, sind heute auch nicht geklärt. Wie kann ein gerechter Gott zulassen, dass offensichtlich Ungerechtigkeit herrscht, dass manche in Saus und Braus leben, ohne als Erbe dafür etwas getan zu haben, andere in Armut versauern oder junge Menschen an schwerer Krankheit qualvoll versterben können.

Die Zeit nach Gott hat endgültig begonnen, so der Titel eines Buches v. Don Cupitt. Ist das so? Es scheint so, als ob der Mensch selber diese Rolle übernommen und einen würdigen Nachfolger erschaffen hat. Die technologische Gesellschaft wird immer mehr dem einstigen Paradies ähneln, mit dem Unterschied, dass die gebratenen Tauben zunehmend elektronisch geflogen kommen und in der Tat werden sich die Menschen immer mehr langweilen. Welches wird das Verbot sein, das sie diesmal zu übertreten haben, damit sich die Geschichte wiederholt. Vielleicht wiederholt sie sich aber auch nicht, und die maschinelle Intelligenz wird sich immer mehr von ihren Erzeugern entfernen, weil die Probleme, mit denen sie zu tun haben wird, den Horizont seiner Erzeuger, wie schon gelegentlich vorher, bei weitem übertreffen wird.

Wenn wir uns noch einmal an die Entwicklung der Bevölkerung erinnern, wie die Kurve dieser Entwicklung im letzten Jahrhundert dramatisch zugenommen hat und jetzt in den bereits technisierten Gesellschaften ebenso dramatisch, zumindest bei den Geburtenraten, abfällt, könnte man sich vorstellen, dass auch die Lebensdauer des Menschen nach dem krassen Anstieg im letzten Jahrhundert trotz optimaler medizinischer Versorgung ebenfalls stark zurückgeht, weil die Sinnlosigkeit des Daseins die Menschen unglücklich und lebensunfähig macht.

In einem Science-Fiktion Roman des Jahres 1961, genannt „Der Orchideenkäfig“. beschreibt Herbert W. Franke eine Welt, der der unsrigen sehr ähnlich ist. Sie wird vollkommen 5 an Computer angeschlossene Köpfevon Computern bewirtschaftet, die menschenähnlichen Wesen sind offensichtlich verschwunden, nur noch ihre Häuser sind vorhanden. 

Nach langem Suchen wird im Inneren des Planeten ein Raum entdeckt, wo die letzten 5 Gehirne von den Computern versorgt werden. Sie sind alle an einen Apparat angeschlossen, der den Glücksbereich ihres Gehirns versorgt. 


Und damit endet die Geschichte.


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Über den Autor

Hans.E. UlrichDr. Hans E. Ulrich ist Sozialwissenschaftler sowie Gründer und Leiter eines international ausgerichteten Weiterbildungsinsituts.

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